Trigger Warnings vs. Content Notes:

Nicht-Betroffene denken, dass sie wissen, was Trigger sind. Sie denken dabei an “die großen Dinge”. Aber die sind es nicht. Die sensiblen Themen, die für jeden Menschen aufwühlend und belastend sind, sind nicht das eigentliche Problem.
Es sind die kleinen Dinge, die, bei denen man nicht damit rechnet.

Ein Beispiel:
Mein Stiefvater hat nur selten gekocht und wenn er es tat, gab es stets das gleiche Gericht: Tortellini in Sahnesauce.
Er hat immer viel Knoblauch drangemacht. Ich mag es nicht, wenn zu viel Knoblauch in einem Gericht ist. Als er das mitbekam, wurde es mit jedem Mal, dass er kochte, mehr Knoblauch. Demonstrativ. Er liebte es, mich schon während des Kochens damit zu provozieren, indem er vor meinen Augen immer mehr Knoblauch in die Sauce presste.

Ich wurde gezwungen, es zu essen. Er genoss, mir dabei zuzusehen, wie ich mich quälte.
Irgendwann wurde mir dann schlecht. Dann kamen die Magenkrämpfe. Bis ich keinerlei Knoblauch mehr essen konnte, weil umgehend die Krämpfe einsetzten. Ich musste es dennoch essen.
Er hat es genossen zuzusehen, wie sehr ich mich damit quälte.

Selbst nachdem ich keinen Kontakt mehr zu ihm hatte, blieben die Krämpfe. Das flaue Gefühl, wenn ich Knoblauch auch nur roch.

Geruch und Geschmack von Knoblauch haben mich umgehend in diese Zeit zurückversetzt. Mich seinen Blick von damals spüren lassen. Das sadistische Funkeln in seinen Augen, wenn er mir dabei zusah, wie ich mich quälte.

Ich habe über zwanzig Jahre gebraucht, um Knoblauch auch nur in kleinen Mengen essen zu können. Über zwanzig Jahre, um dann keine Magenkrämpfe mehr zu bekommen.

Erwähnungen von physischer/psychischer Gewalt etc. sind nicht das Problem. Es sind jene alltäglichen Dinge, die unsere Psyche mit dieser Zeit verknüpft hat. Ein Blick, eine Augenfarbe, eine Geste, ein Satz.
Ein Lebensmittel.

DAS sind Trigger.

Es ist okay, wenn ihr Content Notes vor eure Bücher schreibt, um darauf hinzuweisen, dass sensible Themen darin enthalten sind. Aber hört bitte auf, uns erklären zu wollen, dass ihr wisst, was (unsere) Trigger sind.

Denn das wissen wir oft nicht mal selbst.