Autoren wird immer wieder gesagt, dass sie gut damit beraten wären, nicht politisch zu werden in ihren öffentlichen Posts. Etwas, was ich auch beherzigt hatte. Mein Argument vor mir selbst?

“Ich schreibe Eskapismus, ich möchte meine Leser:innen daher nicht unnötig politisieren.”

Aber ganz ehrlich? Die meisten von uns haben schlichtweg Angst davor, es sich mit ihren Leser:innen zu verprellen und somit Kunden zu verlieren.

Seit einiger Weile bin ich auf Threads ziemlich aktiv. Weniger als Schriftstellerin, denn vielmehr als Mensch. Ja, mein Schreiben hat auch dort Raum, aber auch mein Privatleben, meine Struggles und auch meine psychische Erkrankung (kPTBS).

Gestern habe ich dort etwas gepostet, was mich sehr belastet hat: die kurzentschlossene, entschiedene Beendigung einer langjährigen Freundschaft.

Grund? Er supportet die AfD und unterstützt somit eine menschenfeindliche Ideologie.

Ich habe noch nie erlebt, wie es ist, wenn ein Post viral geht. Gestern war es dann soweit. Ich habe superviel Support bekommen, andere haben ihre (ähnlichen) Geschichten zu dem Post beigetragen … Aber natürlich auch die üblichen Ausfälle vom braunen Spielfeldrand.

Was das mit mir gemacht hat, war überwältigend. Ich habe mich exposed. Mich, den Menschen. Der tatsächlich sehr politisch ist, der in einem kunterbunten Umfeld lebt und die die Offenheit ihrer Welt liebt und jedem Menschen wünscht.

Ich habe Bestätigung dafür bekommen, dass “wir” viele sind. Dass wir eine Gemeinschaft sind, selbst wenn wir uns gar nicht kennen.

Wisst ihr was?
Scheißt auf den Gedanken, dass ihr Leser:innen verprellen könntet, wenn ihr euch exposed.
Für die, die gehen, werden andere kommen. Andere, mit denen ihr vielleicht sogar glücklicher seid, weil ihr eben keinen Eiertanz aufführen müsst.

Und deshalb jetzt ganz laut:
Meine Welt ist bunt, wenn deine es nicht ist, brauche ich dich nicht.

Ich werde mich nicht mehr verstecken. Ich bin Autorin und ich bin Mensch.