… und eure diesbezüglichen Betroffenheitsposts widern mich an. Es sind nämlich nicht die Verlage oder das große A, weshalb diese Autoren aufgeben.

Ihr seid es.

Ihr mit eurem »Bücher kaufen und Bücher lesen sind zwei verschiedene Hobbys«. Mit eurem »wenn es keinen Farbschnitt hat, will ich es nicht«. Mit eurem »mehr als 5 € gebe ich für ein eBook nicht aus« und der ewigen Erwartung, dass »eBooks aufwendig gestaltet werden müssen«. Mit eurer Sucht nach Charakterkarten, Page-Overlays und was es inzwischen nicht alles gibt. Ihr, die ihr sagt, dass ihr Reihen erst dann lest, wenn alle Bücher erschienen sind.

Was glaubt ihr, wie der Autor (resp. Verlag) sich finanzieren soll? Von Luft und Liebe? Von den Millicent, die man je gelesene Seite aus Kindle Unlimited rausbekommt, denn natürlich wollt ihr eure Bücher so günstig wie möglich. (Kein Front gegen Kindle Unlimited an dieser Stelle.)

Seit geraumer Weile kann ich dabei zusehen, wie die Book Bubble wie eine hysterische Meute von einem Debüt-Autor zum nächsten rennt, um ihn beim zweiten Buch bereits wieder vergessen zu haben. Vermutlich haben viele von euch nicht mal dessen Buch gelesen. Denn es wartet ja schon der nächste Hype-Train, auf den ihr aufspringt, um das Buch dieses neuen Autoren dann ungelesen auf den SuB zu legen, denn da ist ja schon der nächste …

Ihr wollt am liebsten mehrbändige Geschichten lesen, aber eben nur, wenn alle drölfzigtausend Bände bereits erschienen sind. Und ihr seid angepisst, wenn Reihen mittendrin eingestellt werden, begreift aber nicht, dass das an euch liegt. Denn wenn ihr die Bände nicht bei Erscheinen lest, dann sind sie nicht wirtschaftlich und kein Unternehmer (Verlag, Selfpublisher) steckt weiterhin Zeit, Arbeit und Geld in etwas, das sich nicht rechnet. (Und kommt mir jetzt nicht mit: »Aber es gibt kein Was-wäre-wenn!« Ihr wisst ja nicht mal, ob es das gibt, denn ihr schaut gar nicht erst rein.)

Ihr wollt aufwendig veredelte Prints haben, weigert euch aber, mehr als 19 € dafür zu bezahlen. Die Bücher müssen immer länger werden, aber natürlich dürfen sie auch dann die 19 € nicht überschreiten. Ihr wollt den Merch, ihr wollt von Künstlern aufwendig gestaltete Charakterkarten und Bilder in Romanen. 19 € ist euer Sweetspot bei Prints – 5 € bei eBooks, bzw. am liebsten in Kindle Unlimited. Und ich frage euch: Wer bezahlt das, was ihr alles haben wollt?

Die Antwort ist simpel: Wir Autoren. Denn wir können unsere Kosten nicht auf euch umlegen, denn dann seid ihr weg. Verloren im Debütautoren-Hype-Train, der von einem Autor zum nächsten rennt.

Die Konsequenz? Die Einnahmen sinken, denn unsere Gewinnspanne wird mit jeder neuen Forderung von euch immer kleiner. Wir müssen also immer mehr veröffentlichen, um diesen Verlust auszugleichen.

Das Ergebnis? Ihr fordert immer mehr. Mehr Veredelung, mehr Design, mehr Seiten, mehr Entertainment vom Autor.

Ihr lasst uns ausbluten, während wir uns vor laufender Kamera für euch zum Clown machen, in der Hoffnung, so ausreichend eurer Aufmerksamkeit zu erlangen, damit unsere Bücher gelesen werden.

Bitte, bitte, liebe Lesende, hier ist mein Clownsgesicht, hier ist der Farbschnitt, die Charakterkarte, der Duftsticker. Hier ist eine veredelte Versandbox(!), damit du ein tolles (und komplett sinnfreies) Unboxing-Video machen kannst. Ich hab auch noch drölfzigtausend verschiedene Goodies reingelegt. Ich weiß, dass du das Buch vermutlich nie lesen wirst, aber ich brauche dieses Video, denn ich brauche einen kleinen Anteil am Hype-Train, um irgendwie finanziell über die Runden zu kommen. Ich habe nämlich mehrere tausend Euro in den Druck des Prints gesteckt, nur um dir die ganzen Veredelungen anbieten zu können, ohne die du mein Buch nie kaufen würdest. Ich lebe auch beim eBook mit 20% weniger Tantieme aufgrund der vielen Bilder darin, nur damit du dich gnädig erweist und eventuell ein paar Seiten daraus liest. Ich weiß, dass es schon lange nicht mehr um die Inhalte geht, trotzdem schreibe ich schon das nächste, denn in sechs Wochen ist auch dieses Buch in den unendlichen Weiten der Book Bubble untergegangen und das Spiel beginnt von vorn.

Liebe Lesende, es sind nicht die Verlage, die uns an unser Limit (und darüber hinaus) bringen.

Ihr seid es. Also hört auf mit euren Betroffenheitsposts. Ihr wollt, dass es aufhört? Dann hört auf damit, uns ausbluten zu lassen.