Romance in a nutshell – kein Interview

Vor geraumer Weile habe ich bereits einen ziemlich langen Beitrag zum Thema »This is (not) a Romance« geschrieben. Und irgendwie geht es darum heute auch wieder, nachdem ein Interview mit mir durch Ruprecht Frieling online gegangen ist, von dem ich wusste, dass es zu genau dem führt, was nun auch geschehen ist: eine Schlammschlacht (die zugegeben allerdings schlimmer hätte ausfallen können), in der mal wieder deutlich wurde, dass zwar viele eine Meinung, aber wenige dann doch wirklich Ahnung haben.

Also … Romance in a nutshell:

  • Jede Romance ist ein Liebesroman, aber nicht jeder Liebesroman ist auch eine Romance.
  • Eine Romance endet (im Unterschied zum Liebesroman) zwingend auf einer positiven Schlussnote. Dies kann ein »Happily Ever After« oder ein »Happy For Now« sein, ist aber definitiv immer »Happy«.
  • Es ist nicht zwingend erforderlich, dass HEA oder HFN an das Ende zu stellen. Dies steht jeweils in Abhängigkeit zur Nebenhandlung.
  • Es gibt Strukturen an denen sich die Handlungen orientieren. Genauso wie es Grundcharaktere für die jeweiligen Protagonisten gibt, die man frei miteinander mischen bzw. kombinieren kann.
  • Eine Romance besteht aus mindestens zwei Handlungen: Der Liebesgeschichte und der (subgenrespezifischen) Nebenhandlung. Die Gewichtung dieser beiden Handlungsstränge kann bis zu 50:50 betragen.
  • Die Handlungsstränge können ineinander verwoben sein. Beispiele: Die Nebenhandlung löst die Liebesgeschichte aus. Die Liebeshandlung bedingt die Nebenhandlung.
  • Jede Romance beinhaltet mindestens einen trope, worunter man (ein) zentrale(s) Motiv(e) verstehen kann. Beispiele: Enemies to lovers – Das Paar steht sich anfangs als Feinde gegenüber. Im Verlauf der Handlung werden sie Liebende. Blackmailing: der Prota erpresst die Prota (oder andersherum), woraus sich die Liebeshandlung erst ergibt. Ugly duckling: das hässliche Entlein, das Motiv sollte bekannt sein.
  • Diese tropes werden bereits im Klappentext aufgezeigt, da sie wesentlich zur Kaufentscheidung beitragen
  • Mit Ausnahme weniger Subgenre enthält die Romance stets auch Erotik. Der Anteil der Erotik kann jedoch stark variieren. Ausnahmen: Cozy, Young Adult und Christian Romance. (Anmerkung: Bei YA Romance wird Erotik maximal angedeutet, bedingt durch das Alter der Protagonisten)
  • Romances erkennt man zwingend am Cover. Die Art der Darstellung auf den Covern deutet das Subgenre an und gibt Auskunft darüber, wie viel Erotik im Buch enthalten ist. Beispiele: Sportsymbole weisen auf Sport Romance hin. Tiere auf Shifter Romances (das Tier zeigt dann, um welche Shifter es sich handelt).
  • Faustregel: Je entkleideter der/die/das Model(s), desto mehr Erotik kommt drin vor. Ausnahme: bei extrem viel Erotik tendiert man zu neutraler Darstellung oder Symbolik.
  • Die Romance spiegelt jegliches andere auf dem Markt befindliche Genre. Daraus ergeben sich die Subgenre. Beispiele: SciFi und Alien-Romance. Romantic Thrill/Romantic Suspense. Contemporary Romance. Cowboy Romance. Time Travel Romance. Historical Romances (diverse Subgenre, in die diese sich aufsplittet: Regency, Medieval, Viking …). Romantic Fantasy. Paranormal Romance. Dark Romance. Steampunk Romance. Erotic Romance.
  • Subgenre können miteinander kombiniert werden. Beispiel: Dark Erotic Romance (aktuell Trend). Dark Romantic Fantasy. Regency Alien Romance (Okay, der musste jetzt sein *g)

Es gibt leider keinen deutschen Diskurs zu diesem Genre, weshalb es Usus ist, Liebesroman und Romance synonym zu verwenden. Fakt ist jedoch, dass dies zwei verschiedene literarische Gattungen sind, die jeweils eigene Merkmale mitbringen. Es gilt daher, dass Romance ein US-Genre ist, entsprechend muss man sich dort orientieren, um den aktuellen Stand der Forschung zu erfahren.

Immer wieder stößt man darauf, dass Romane wie »Stolz & Vorurteil« oder »Vom Winde verweht« auch von Romance-Autoren als Beispiele des Genres angeführt werden. Dies ist tatsächlich nicht (ganz) korrekt. »Stolz & Vorurteil« zählt zu den Entwicklungs- bzw. Gesellschaftsromanen, »Vom Winde verweht« ist ein Südstaaten-Drama. Das Erste enthält keine Erotik und ist tatsächlich auch zu politisch (wenngleich man das auch heute nicht mehr so bemerkt). Dem Zweiten fehlt das zwingend erforderliche Happy End.
Dennoch ist es berechtigt, beide an dieser Stelle anzuführen, denn sie sind wichtige Meilensteine in der Entstehung des Genres.

Wichtige Vertreter der Romance gemäß ranker.com. (Quelle ungeprüft, beim Durchscrollen passt es aber in etwa.)

Was Romance-Autoren sich wünschen:

  • wie jedes andere Genre anerkannt zu werden
  • wie jedes andere Genre nicht auf die schlechten Beispiele reduziert zu werden

Probleme der Romance:

  • erhöhtes Aufkommen an Plagiarismus
  • Überflutung des Marktes durch »Kindle Business«-Vollpf***en

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