No Marketing

Ein provokanter Titel, oder?

Ich mache kein Marketing. Ich mache keine Gewinnspiele. Ich habe auch keine »Stamm-Blogger« oder bemühe mich darum, welche zu bekommen. Ich renne keinen Rezensionen hinterher und ich schalte keine Werbung. Keine Sponsored Ads. Keine 99 Cent. Kein Ich-poste-in-Gruppen-meine-Werbung-bis-FB-mich-sperrt-Aktionen.

Ich habe einen Newsletter, auf den ich jeweils am Ende eines Buches und in meiner Autorenvita verweise. Dieser Newsletter beinhaltet keine Gratis-Geschichten, Schreibentwicklungen o. ä., sondern dient einzig der Ankündigungen von Neuerscheinungen. Entsprechend erscheint der Newsletter nur alle zwei bis vier Monate und ist nichts weiter als eine Service-Mail.

Ich habe eine Homepage, die ich zwar überall mit aufführe, die ich aber auch nicht gesondert bewerbe, um Traffic zu generieren. Entsprechend gering ist der besagte Traffic auch. Blogposts erscheinen nur sporadisch und irgendwie hab ich die Stichwort-Liste verbaselt und bin zu faul, sie zu suchen. Meine Posts verschwinden daher im Nirvana und gehen eh nur selten direkt um meine Bücher.

Ich habe eine Fanpage bei Facebook und eine Seite bei Instagram. Für Twitter war ich zu doof, sodass ich dort zwar einen Account habe, jedoch nicht aktiv bin. (Stichwort: Read-Only-Account) Ich mache keine Werbung für diese Accounts (mit Ausnahme eines Hinweises am Ende eines Buches), entsprechend wenig Likes habe ich dort. Ich habe für eine Weile dort Werbung geschaltet, aber schließlich damit wieder aufgehört, obwohl sie gute Reichweiten/Interaktionen hatten.

Die Dinge, die ich also habe, werden einzig von jenen Menschen/Lesern genutzt, die das auch wirklich wollen.

Die Öffnungsrate meines Newsletters liegt bei über 65%. Die Interaktionsrate meiner Posts bei FB und Instagram liegt i. d. R. zwischen 10 und 15%. Auf keinem dieser Kanäle poste ich täglich, sondern nur »bei Bedarf«. Das kann auch heißen, dass ich mal eine Woche nichts zu sagen habe.
Ich schreibe nur sporadisch mal was zu einem Beitrag in Gruppen. Und das dann auch privat. Mein »Privatprofil« bei Facebook ist nichts weiter als Blödelei, seltener mal politisch und das dann auch nicht korrekt, weil ich keine Lust habe, ein Blatt vor den Mund zu nehmen.

Meine Social-Media-Bemühungen und -Erfolge sehen also aus wie eine langsam verrottende Industriebrache aus der ehem. DDR und sind somit exakt das, wovon jeder Autoren-Marketing-Ratgeber dringend abrät.

Trotzdem bin ich Vollzeit-Autorin.

Im Jahr erscheinen von mir vier bis fünf Bücher. Das ist für mein Genre (Romance) ein normaler Schnitt.

Ich habe Leser, die so unendlich großartig sind, dass ich sie auch ein ganzes Jahr (oder länger) auf ein bestimmtes Buch warten lassen kann. Ich habe Leser, die so unfassbar toll sind, dass sie wissen, dass sie mir auch jederzeit eine schlechte Rezension schreiben dürfen und auch sollen. (Liebe Rezensentin zu meinem letzten Buch: Es tut mir leid! Ich hoffe, ich darf das wiedergutmachen!)

Ich habe Leser, die unbesehen meine Bücher vorbestellen, sobald sie irgendwo einen Vorbestellungslink (den ich noch nicht mal angekündigt habe) schnuppern.

Ich halte echt nichts von Polyamorie, aber: Ich. Liebe. Euch!
(Das musste an dieser Stelle einfach mal gesagt werden.)

Was mache ich also?

Ich schreibe Bücher. Ich mache das, was ich gut kann, und das mache ich gründlich. Cover, Klappentext und – Trommelwirbel – Bücher schreiben.

Leser wollen lesen. Die interessiert mein Mittagessen nicht. Also schreibe ich. Ich stecke meine gesamte Konzentration in das, was ich am meisten liebe: das Schreiben.

Ich biete meinen Lesern Verlässlichkeit. Sie wissen, dass meine Bücher ein Happy End haben. Und sie wissen, dass ich ca. alle drei Monate ein neues Buch rausbringe. Aktuell immer abwechselnd aus der Dark und der Paranormal Romance.

Es gibt kein besseres Marketing für ein Buch als ein neues Buch.

Amen. Genau das. Und indem ich den Stil meiner Cover immer wieder ändere, erreiche ich mit dem einen Buch und dessen Cover auch Leser, die ich mit dem vorangegangenen nicht erreichen konnte. Wenn dann der Inhalt überzeugt, werden auch die alten Bücher von neuen Lesern gesehen. So einfach ist das.

Ich bastel meinen Namen auch nicht groß aufs Cover. Warum auch? Leser, die mich kennen und meine Bücher gern lesen, brauchen das nicht. Die wissen ja, dass es von mir kommt, bzw. suchen gezielt nach meinem Namen. Und Lesern, die mich nicht kennen, ist mein Name auch egal. Inzwischen mache ich mir schon einen Spaß draus, meinen Namen zu verstecken. Mal gespiegelt und verdreht, mal in Anthrazit auf schwarzem Grund … Die Möglichkeiten, (s)einen Namen zu verstecken, sind quasi endlos.

Mein Name spielt keine Rolle. Der Inhalt ist entscheidend. Der muss überzeugen oder der Leser geht. Da kann ich meinen Namen flächendeckend auf das Cover pinseln, es wird ihn nicht dazu bringen, das Buch zu kaufen.

Die beiden wichtigsten Marketing-Werkzeuge: Kontinuität und Qualität.

Liefere ich schlechte Qualität, verliere ich Leser. Fehlt die Kontinuität vergessen sie mich, weil mein Genre einfach zu groß ist und täglich neue Bücher nachdrängen. Das kann ich auch nicht damit ausgleichen, dass ich den Social-Media-Hampelmann mache. Kein Buch – keine Leser.

Was viele Autoren vergessen: Bücher sind kein kurzfristiges Produkt. Auch wenn Amazon einen das gern glauben lässt mit seinen Algorithmen. Mein erstes Buch erschien 2006. Und es verkauft sich auch heute noch. Durch die Kontinuität der zurückliegenden drei Jahre ist es nämlich nie »in der Versenkung verschwunden«, wie es so schön heißt.

Ich muss meine Leser nicht mit Kampfpreisen dazu zwingen, geballt zum Erscheinungstermin meine Bücher zu kaufen, um möglichst viel Sichtbarkeit zu bekommen. Meine Leser entscheiden nach ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen, wann sie ein Buch kaufen. Und das ist absolut in Ordnung. Langfristig bringe ich mich nämlich damit um rein gar nichts.

Genauso wie ich mich um nichts bringe, wenn ich auf das Marketing verzichte und all meine Energie auf das verwende, was meine Leser wollen: ein (gutes) neues Buch.

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