Ich gebe zu, ich bin verwirrt.
Von meinesgleichen. Also dem gemeinen Indie-Autor, wie er in der freien Wildbahn so anzutreffen ist. Meinetwegen auch Verlags-Autor. Die sind da mit Sicherheit auch zwischen.
Warum?
Tja …
Also, kurz zurück zum Urknall: Es gibt ja solche Autoren-Gruppen. Also, Gruppen, die für Autoren (und jene, die es werden wollen und sämtliche Nebengewerbe) sind. Und wann immer ich da reingucke, packt mich das kalte Ko… äh … Grauen. Weil da Dinge diskutiert – und ich meine ernstlich diskutiert – werden, bei denen ich mir an den Kopf fasse.
»Was haltet ihr davon, dass Autoren in einer Gruppe, wenigstens Rechtschreibung und Zeichensetzung sicher beherrschen?«
»Die Preise der Post steigen! Unverschämt!«
»Was wäre, wenn Amazon 99 Cent als Startpreis verböte?«
»Wie setzt ihr euer Buch?«
Und die ewig durchs Dorf getriebenen Säue:
»Braucht ein Buch ein Lektorat?«
»Wie macht ihr euer Marketing?«
Besagte Posts, die regelmäßig wieder auftreten, sind übrigens die Posts mit den meisten Kommentaren/Reaktionen/whatever. Und ich fasse mir dabei an den Kopf und frage mich: Hallo? Was macht ihr da!? Habt ihr sonst nichts zu tun?
Ging es nicht mal irgendwann mal ums Schreiben? Darum, wie man schreibt? Wie man Spannungsbögen erzeugt? Wie man mit Plotholes umgeht? Oder allgemeinen Hängern? Ob mal wer über den Klappentext drüberschauen kann? Wie man Deadlines hält und sich selbst diszipliniert? Wie der Ar*** nicht fett wird, bei einer rein sitzenden Tätigkeit? (Bei der man nicht mal aus dem Bett aufstehen muss … Ich weiß, wovon ich hier rede!)
Egal, die Liste ist endlos.
Aber … What the f*** happened!?
Antworten auf die o. g. Fragen:
»Was interessiert mich Facebook und die Autokorrektur meines Handys, sofern ich kein Narzisst bin?«
»Die Preise der Post steigen, weil die allgemeinen Lebenshaltungskosten steigen und Tariflöhne wichtig sind! Sonst haben wir bald Hermes bei der DHL!« (Und mir tut jeder Hermes-Bote einfach nur leid. Und mal kurz an dieser Stelle Standing-Ovations für meinen DHL-Boten. Alter, ich mag dich wirklich! Du rockst einfach! Die Jungs von UPS übrigens auch – Ihr seid so geil und witzig, auch wenn ich vom letzten Mal blaue Flecken hatte. Nächstes Mal hab ich Bier da! Versprochen! DPD: Ich hab dich noch nie gesehen. Deinetwegen muss ich meine Sachen immer im Shop abholen, du Ar***!)
»Da das nicht passieren wird, weil wir hier in einer Marktwirtschaft leben, ist die Antwort irrelevant.«
»So, dass es gut lesbar ist, für den Laien von Verlagsbüchern nicht zu unterscheiden und nicht in den Augen wehtut oder der Kunde letztlich Preise zahlen müsste, die auf keine Kuhhaut mehr gehen. Es gibt mehr als genug Anleitung im Netz zu jedem möglichen Programm dafür. Entscheide dich für eines, mach dich schlau (und frag dann auch gern andere Autoren, wie sie es gemacht haben bei [Problem hier einfügen] mit Programm X).«
»Nein.« (Ja, ich mach es mir hier leicht. Die vollständige Antwort wäre erheblich länger und würde nicht darin enden, die wertvolle Arbeit eines Lektors zu diskreditieren.)
»Indem ich ein neues Buch rausbringe.«
Wann haben wir eigentlich aus den Augen verloren, was das wichtigste an unserem Job ist? Leute, wir schreiben! Könnten wir uns darauf bitte wieder besinnen? Nur so ein bisschen vielleicht?
Egal, ob Fiktion oder Ratgeber/Sachbuch. Wir schreiben. Alles andere kommt erst danach.
Wir haben damit begonnen, weil wir es lieben. Weil wir schreiben müssen, damit wir die Dinge aus unserem Kopf rausbekommen. Damit wir frei sind für andere Sachen. Und ja, der Unternehmer, der das dann anschließend auf vernünftigen Boden stellen möchte, ist definitiv vorhanden. Aber … alles zu seiner Zeit, bitte. Erst der Schreiber, dann der Unternehmer. Einfache Hierarchie, oder?
Dieser Beitrag wurde Ihnen präsentiert von: #havearantwithsarah