»Ich bin auf der Suche nach einem professionellen Cover. Aber 50€ finde ich ganz schön viel.«
»Meine Bilder kommen von pixabay und anderen Gratisplattformen.«
»Lektorat würde ich ja bezahlen. Aber ich würde nie mehr als 2€/Normseite dafür ausgeben.«
»Kann mir jemand sagen, wie ich kostenlos Werbung machen kann?«
Ich glaube, diese und ähnliche Sätze hat jeder von uns schon mal gehört oder gelesen. Ich gebe zu, dass mir dabei mittlerweile Augen und Ohren bluten. Sie fragen sich gerade warum?
Nun, stellen Sie sich mal folgende Situation vor:
Sie sind im Supermarkt. Und da steht dieser unglaublich leckere Käse (Kuchen, Braten, Tofu, whatever) im Regal. Er verlockt sie, er ruft nach ihnen. Und sie wissen, dass es der Himmel auf Erden wäre, ihn zu essen. Sie nehmen also den Käse und gehen zur Kasse, um dort dann mitzuteilen: Ich will zwar den Käse, der der Beste von allen ist, aber ich zahle nur den Preis für den Emmentaler da drüben im Angebot.
Können Sie sich vorstellen, was dann passiert? Richtig. Sie bekommen den Käse nicht. Der Käse hat nämlich seinen Preis. Das liegt daran, dass die Industrie, die dahinter steht, Geld verdienen möchte. Angestellte wollen nämlich auch Käse essen. Vielleicht sogar den gleichen. Kann ihnen niemand verübeln, oder?
Ich habe da Mal so ein seltsames Gerücht gehört:
»Qualität hat ihren Preis.«
Das wusste schon meine Großtante und vermutlich auch alle Generationen vor ihr.
Wieso sind wir jetzt scheinbar an einem Punkt angekommen, an dem wir genau das vergessen haben?
Wieso scheint es neuerdings zum guten Ton zu gehören, nichts bezahlen zu wollen, aber dennoch das Beste zu erwarten?
Wenn ich kostenlose Bilder nutze, muss ich damit leben, dass die Qualität dementsprechend ist.
Wenn ich schon Geld für ein Lektorat investieren will, dann aber nicht mehr als 2€/Normseite, muss ich damit rechnen, dass der Lektor eventuell nicht die Leistung bringt, die er bringen sollte. (Ehrlich, Leute, ich habe schon Bücher vor der Nase gehabt, da standen zwei Korrektorate und ein Lektorat im Impressum. Ich habe geweint beim Lesen und hoffe einfach, dass die aufgeführten Arbeiten wenigstens kostenlos waren.)
Unternehmen stecken absurde Summen in ihre Werbeetats, damit das Marketing vernünftig arbeiten kann und eben nicht wegen 60€ für eine Facebook-Werbung beim Vorstand betteln gehen muss. Warum husten dann plötzlich Autoren, die zwar Werbung schalten wollen, aber sich weigern 200€ zu bezahlen?
Wie soll das sonst funktionieren?
Machen wir mal eine Milchmädchenrechnung:
Autor will 10.000€ mit seinem Buch verdienen. Er weigert sich jedoch, 3.000€ für ein Korrektorat/Lektorat zu zahlen, 300€ für ein Cover in die Hand zu nehmen und möchte zwar Werbung, aber auch dafür nichts bezahlen.
Das nennt man nicht Geiz, sondern Gewinnmaximierung. Kann man machen, aber …
… dann sollte Autor schauen, wie er den finanziellen Einsatz mit Eigenleistung ersetzt.
Das will der Autor dann aber auch nicht. Und das klingt dann ungefähr so:
»Ich will eine professionelle Homepage, aber mich zwei Wochen einarbeiten? Nee! Dafür habe ich keine Zeit.«
»Ich habe keine Zeit, bei Duden online zu schauen. Ich mach das nach Gefühl.«
»Ich weiß nicht, was ich bei Programm X drücken muss, damit das eBook richtig formatiert ist. Ich drück einfach da und da drauf, mir doch egal, wie es hinterher aussieht.«
»Was ist ein Erstzeileneinzug?«
»Was ist CMYK? Ich mach ja meine Cover selbst – mit Publisher –, aber davon habe ich noch nie gehört.«
Darf ich Ihnen ein Geheimnis verraten?
Informatik kann man studieren. Grafikdesign übrigens auch. Mediendesign ebenfalls. Drucksetzer? Ausbildungsberuf. Lektor? Korrektor? Okay, die beiden nicht, aber die Qualifikation dazu liegt tatsächlich nicht auf der Straße herum. Für beides wird in Verlagen ein abgeschlossenes Studium vorausgesetzt, ehe man auch nur in die Nähe eines zweijährigen Volontariates kommt.
Wieso zum Henker glauben die Leute eigentlich, dass sie mit »mal eben schnell« diese ganzen Arbeiten selbst leisten können?
Man kann sich in diese Themen einarbeiten, kann erlernen, was man für seinen kleinen Ausschnitt benötigt. Aber nicht »mal eben schnell«. Das braucht Zeit, Geduld und nicht nur die Bereitschaft, es zu lernen, sondern auch die Bereitschaft, sich selbst dabei immer wieder zu kritisieren.
Am Ende ist es also eine ganz einfache Formel:
Wenn ich das Geld nicht habe (oder ausgeben will), um ein Gewerk einzukaufen, muss ich Zeit und im schlimmsten Fall Tränen investieren, um das irgendwie abzufedern. Sprich: 10 Geld = 10 Zeit. Wenn ich also 10 Geld nicht habe, werde ich diese auch nicht mit 0 Zeit ersetzen können.
Beim Hausbau erwarten wir ja auch nicht, dass die Tapete von allein und professionell an die Wand kommt, wenn wir uns den Handwerker sparen.
Das hat meine Großtante übrigens auch schon gewusst. 😉